Petrachtungen

Hier an meinem Fenster

Mai 15th, 2015

Ein Blick ins Fenster. Lässt dich beiläufig teilhaben. Für einen kurzen Moment jeden Tag. In gewisser Weise also vertraut die Nachbarn. Was wohl die Amerikaner machen? Ihr Balkon sieht nach Frühling aus. Schon ein paar Jahre her, dass wir uns kennengelernt haben. Damals sogar zuerst auf der Straße und erst später am Fenster. Genau genommen war es nicht auf der Straße, es war auf der Brücke, dem Blauen Wunder. Wie ich so geeilt bin mit der schweren Lampe in der Hand. Vom Flohmarkt bis hierher hatte ich es geschafft. Nur noch ein paar Meter. Hab immer wieder abgesetzt. Geeilt. Abgesetzt. Geeilt. Und so weiter. Dann hatte er mich eingeholt. Selbst außer Atem. „Warum rennen Sie denn so? Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht Hilfe brauchen? Ich kann die Lampe für Sie tragen.“ sprach er mich an. Alles an dieser Situation gefiel mir. Das Bild, was ich abgegeben haben muss, seine Unermüdlichkeit helfen zu wollen und die Aussicht, nicht mehr schwer tragen zu müssen. Wir kamen ins Plaudern. Hab mir gemerkt, dass er an der Oper singt. Seine Frau und er waren damals erst kürzlich hergezogen. Am Ende stellte sich heraus, dass wir uns gegenseitig in die Fenster schauen können. So verabschiedeten wir uns. Denke gern daran zurück. Der Blick auf ihr Fenster macht mir das Erinnern einfach. Der nächste Nachbar einen Balkon weiter. Da ist er gerade. Für eine seiner nun seltener gewordenen Zigarettenpausen. Weil Papa geworden. Hat er mir eben zugenickt? Egal, grüße in Gedanken zurück und betrachte das Fenster der Neuen unten drunter. Sie wohnen seit ein paar Wochen hier. Kann ihre Osterdekoration sehen. Es ist Mai. Macht nichts. Oben drüber hängt der Weihnachtsstern auch das ganze Jahr. Ist wenigstens mal nicht für die Leute. Von hier aus ist alles nur ein bisschen für mich.

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Thanx to Sash Lewis.