Petrachtungen

Spieglein, Spieglein

November 7th, 2013

Also sprach das Lied:
Er ist wie ein Spiegel.
Ohne Wert
solange sie ihn nicht anschaut.
Nicht hineinschaut.

Dabei tut sie es.
Jeden Tag.

Spieglein, Spieglein an der Wand:
Nun sprich du.
Siehst du ihr Verlangen?
Sich in dir zu verlieren.
In deiner sanften Unendlichkeit.

Ach Spieglein.

Eins, zwei, tap.

August 22nd, 2013

Jetzt ist das ja so – jeden Tag und wieder und wieder das Höher, das Schneller, das Weiter. Eine komische Welt. Komische Menschen. Tun allzu großartig und vergessen darüber es zu sein. Suchen im sich Vergleichen das eigene Glück. Das präsentierte Geld, der gestählte Körper, der erzählte Job. Geübte Rollen. Aufpoliert. Unecht. Merkst es an der Leere hinter dem Lächeln. An fehlender Tiefe im Gespräch. An ausbleibender Seele. In gewisser Weise eine gegensätzliche Entwicklung. Weil fühlt sich auch nach flach und nach Stillstand an. Es reicht aus, sich interessiert zu zeigen. Es ist genug, mit allen anderen zu klatschen. Eins, zwei, tap. Es braucht nicht mehr. Vergessen ist das Hinterfragen, die Neugierde, das Zuhören, das Mitfühlen. Kein Wahrnehmen. Kein Aufnehmen. Kein sich Zurücknehmen. Ist das denn wirklich nicht mehr gewollt? Verzweifle manches Mal darüber. Freue mich dann umso mehr über fühlbare Menschen. Besonders über einen. Er füllt den Platz, wo sonst die Leere. Er gibt dem Gespräch seine verdiente Tiefe. Kein „eins, zwei, tap“. Nein, nein, nein. Er zeigt Seele. Liebe. Mein wertvolles Glück.

Ein Blickpunkt

Mai 2nd, 2013

Jetzt ist das ja so – der Blick auf etwas ist subjektiv und ein Punkt. Und der Blickpunkt ändert sich mit der Zeit. Das kannst du dir jetzt mathematisch vorstellen oder gern an eigenen Erlebnissen festmachen. Lass mich dir ein Beispiel geben. Ist etwas Erlebtes. Heute im Zug.

„Zum Busbahnhof? Das sind drei Kilometer.“ Ich könnte schwören, dass das nicht stimmt. Aber der Schaffner behauptet es ganz vehement und freundlich. Dabei bin ich als Kind die Strecke vom Zug zum Bus immer und immer wieder gelaufen. An der Hand von Papa oder Mama. Hauptsache eilig. Und sicherlich kam es mir dazumal wie ein endloser Weg vor. Mindestens drei Kilometer. Wenn das reicht. Darum war ich doch neulich erst so überrascht. Wie sich da unerwartet der Busbahnhof auftat. Höchstens fünf Minuten bin ich unterwegs gewesen. Das kann nun Verschiedenes heißen:  Der Schaffner war das letzte Mal als Kind am Busbahnhof. Ich rede von einem anderen Busbahnhof. Oder aber – denn es gibt immer drei Möglichkeiten – ich laufe 36 Kilometer in der Stunde. Soll ich dem Fahrgast das jetzt alles sagen? Dass er keine Sorge haben braucht und seinen Bus nicht verpassen wird? Was, wenn es am Ende doch einen anderen Busbahnhof gibt? Da will ich dann auch nicht verantwortlich sein. Wie schnell man unsicher wird. Nur weil einer Uniform trägt. Und freundlich. Ich beschließe, der Sache noch einmal nachzugehen. Dem Schaffner gebe ich indes gedanklich sechsjährig recht. Ein Blickpunkt ist´s!

Feuer und Flamme

April 27th, 2013

Feuer und Flamme
Die Rolle gespielt
Alles gesetzt
Das Spiel verloren
Ihr beider Spiel
Ihr beider Verlust
Ihr beider Feuer
Aus

Soll nicht so
Sie wollten nicht so

Feuer und Flamme
Die Liebe geben
Alles setzen
Die Liebe gewinnen
Ihre beider Liebe
Ihr beider Gewinn
Ihr beider Feuer
Brennt

Soll so
Sie wollen immer so

Frühlingserwachen

April 22nd, 2013

Jetzt ist das ja so – bleibt kein Zweifel, wie wunderbar ein lang ersehnter Frühling anzuschauen ist. Endlich erwacht. Da meine ich nicht nur, was da zart und heftig blüht. Das natürlich auch, weil fühlst du das Aufatmen so klar. Doch nimm gleichsam die Menschen wahr: die jungen, die alten, die dazwischen, dich selbst. Sieh das Sehen, Hören, Erleben, Fühlen. Sieh das Erinnern.

Abendessen unter freiem Himmel. Hab es besonders heute gewollt. Frei der Himmel. Frei der Geist. Nimmt die Last des Tages von mir. Lässt mich Zweisamkeit erinnern. Er ist bei mir. Wir haben die Suppe. Wir haben den Wein. Ich schreibe. Er lächelt. Aus der Ferne. Ganz nah. Die Menschen drumherum lachen gelöst. Musik dringt von drinnen nach draußen. Die einen gehen, die anderen kommen. Sie alle kehren wieder. Der Winter scheint vollkommen vergessen. Nahtloses Anknüpfen an den letzten lauen Abend im Oktober. Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Die Frau mit dem großen Hund gegenüber lächelt mir bei dem Gedanken zu. Ich fühle mich bestätigt. Wenngleich sie einfach nur erwiderte, was sie sah.

Frühling hat die Menschen wach gemacht. Nehme es so überaus deutlich wahr. Und ich erinnere. Fühle. Ihn.

Thanx to Sash Lewis.