September 10th, 2010
Jetzt ist das ja so – Straßenbahnen verbindet man recht selten mit dem Begriff Spielhölle. Um nicht zu sagen nie. Ich neuerdings aber schon. Wobei jetzt gerechterweise mehr Spielhalle, weniger -hölle. Ich verrate dir natürlich gern, was ich sah.
Da war dieser Typ. Positionierte sich routiniert vor dem Automaten. Eine Handvoll Münzen dabei. Erwartungsvoll fütterte er den Automaten mit seinem Kleingeld. Münze für Münze für Münze. Schmiss jede hinein, als sei SIE der Schlüssel zum Glück. In einer Spielhalle hätte das Geräusch klingender Münzen bestimmt auch entsprechende Gefühle geweckt. Nun ist der Fahrkartenautomat in der Straßenbahn aber kein einarmiger Bandit. Vielmehr erhofft man sich einen Fahrschein. Das ist wohl auch der Grund, warum der Typ jetzt nicht so glücklich schien, als der Automat all seine geduldig eingeworfenen Münzen wieder ausschüttete. Doch was blieb ihm übrig – er begann das Spiel erneut … Nach mehrmaligen Versuchen dieser Art meint man der Haltestellen-Ansage inzwischen ein „Rien ne va plus.“ zu entnehmen. Und sodann geht tatsächlich auch nichts mehr bzw. fährt. Denn es hat sich die Straßenbahnfahrerin zum Spielwütigen gesellt … will sie ihm helfen, doch noch einen Fahrschein zu bekommen? Oder macht sie jetzt etwa ihr Spiel? Es bleibt spannend im Niederflurwagen – und das ausnahmsweise einmal nicht wegen der Oberleitungen. „Faites vos jeux!“, liebe Fahrgäste!
Linie 6, 8-9-10/halb 2 nachts