Januar 29th, 2010
Jetzt ist das alles noch ziemlich geheim. Aber pass auf – bald ist die Black Pearl Dresden los. Ja halte mich nicht für verrückt. Alle Zeichen sprechen dafür. Dabei konnte ich es zunächst gar nicht einordnen.
Die königliche Dresden-Flotte hat nun schon seit längerem Probleme. Sie wird immer älter, also ihre Gäste werden immer älter. Das klingt so nicht weiter tragisch. Die Tragik stellt sich dann mit der Zeit ein. Denn bei Menschen ist Alter bekanntlich endlich. Der König hat das bisher nicht oder nur bedingt wahrgenommen. Zumindest kann er es gut ignorieren. Lieber versinkt er in Tagträumen und blickt stundenlang aus dem Fenster. Sein Gefolge ist da aufmerksamer. Aber das ignoriert er auch. Bitte versteh mich richtig, ich hab nichts gegen ältere Menschen. Wenn man aber den Fortbestand einer Wirtschaftsmacht sichern will, muss man auch an das Morgen denken und insofern an die nachwachsende Generation. Nun diese scheint sich nicht auf tagträumende Könige verlassen zu wollen. Das kristallisiert sich ohne Zweifel heraus. Da gibt es einen, der nimmt die Sache jetzt in die Hand.
Captain FriK. Huiui, ein harter Bursche. Eigentlich heißt er ja Friedrich Kießling, aber das war für einen Captain-Namen zu lang und klingt auch nicht gefährlich genug. Also Captain FriK hatte sich nach und nach einen Kreis Vertrauter zusammengesucht. Es gibt regelmäßige Treffen; soviel habe ich schon mitbekommen. Kürzlich konnte ich auch einen Blick auf den Schlachtplan werfen. Naja, ich denke, es ist ein Schlachtplan. Du kennst doch die Situationen, wenn ein Captain seiner Mannschaft anhand eines Modells erklärt, wie vorzugehen sei. Genauso saßen Captain FriK und seine Leute neulich um ein Modell-Schiff herum und er deutete, was er vorhabe. Ich schlich mich später noch einmal in den Raum, um den Plan und das Schiff zu beäugen; neugierig wie ich bin. Aber es war alles fein säuberlich aufgeräumt, sodass ich es fast übersehen hätte. Beim Hinausgehen schien sich in der Ecke hinten am Fenster dann doch etwas zu bewegen. Und da sah ich es – das Schiff, das als Modell diente. Kein gewöhnliches Schiff, denn was sich da durch den Luftzug des geöffneten Fensters bewegte, war nichts geringeres als eine gehisste Piratenflagge.
Captain FriK hatte vor aus dem stattlichsten Schiff der königlichen Flotte, der Dresden, die Black Pearl Dresden zu machen. Ein Piratenschiff also, das Groß und Klein zusammenführt. Da heißt es Eintauchen in eine andere Welt. Gäste der Black Pearl Dresden werden automatisch zur Besatzung, vielleicht auch zu Gefangenen. Aber keine Sorge, Gefangene werden auf der Black Pearl Dresden respektvoll behandelt, denn es gilt der Captain FriK-Kodex. Und der besagt, dass jeder, der seinen Fuß auf die Black Pearl Dresden setzt, sie als lächelnder, erfüllter und vielleicht auch besserer Mensch wieder verlässt. Das liegt an den Erfahrungen, die jeder Gast auf seiner Piratentour die Elbe hoch und runter machen darf. Die sind geprägt von Mannschaftsgeist, Feierlaune und dem Blick in die Vergangenheit. Die Black Pearl Dresden passiert nicht nur den einen oder anderen Ort – nein, sie passiert diese Orte im 16. Jahrhundert.
Herrlich dieser Plan. Das wird die königliche Flotte wohl ein wenig ärgern. An Captain FriK kommt keiner mehr vorbei, auch wenn er zunächst in gewisser Weise unterschätzt werden wird. Aber das ist anderen berühmten Piraten ähnlich ergangen.
Bitte behalte das alles hier für dich. Wie gesagt, ist geheim. Ich muss jetzt auch schnell gehen. Nicht, dass mich noch jemand erwischt. Denn so ehrwürdig Captain FriK und sein Vorhaben sind – Pirat bleibt Pirat.
29-1-10, für Friedrich K. zum 12. Geburtstag