Petrachtungen

Ein Blickpunkt

Mai 2nd, 2013

Jetzt ist das ja so – der Blick auf etwas ist subjektiv und ein Punkt. Und der Blickpunkt ändert sich mit der Zeit. Das kannst du dir jetzt mathematisch vorstellen oder gern an eigenen Erlebnissen festmachen. Lass mich dir ein Beispiel geben. Ist etwas Erlebtes. Heute im Zug.

„Zum Busbahnhof? Das sind drei Kilometer.“ Ich könnte schwören, dass das nicht stimmt. Aber der Schaffner behauptet es ganz vehement und freundlich. Dabei bin ich als Kind die Strecke vom Zug zum Bus immer und immer wieder gelaufen. An der Hand von Papa oder Mama. Hauptsache eilig. Und sicherlich kam es mir dazumal wie ein endloser Weg vor. Mindestens drei Kilometer. Wenn das reicht. Darum war ich doch neulich erst so überrascht. Wie sich da unerwartet der Busbahnhof auftat. Höchstens fünf Minuten bin ich unterwegs gewesen. Das kann nun Verschiedenes heißen:  Der Schaffner war das letzte Mal als Kind am Busbahnhof. Ich rede von einem anderen Busbahnhof. Oder aber – denn es gibt immer drei Möglichkeiten – ich laufe 36 Kilometer in der Stunde. Soll ich dem Fahrgast das jetzt alles sagen? Dass er keine Sorge haben braucht und seinen Bus nicht verpassen wird? Was, wenn es am Ende doch einen anderen Busbahnhof gibt? Da will ich dann auch nicht verantwortlich sein. Wie schnell man unsicher wird. Nur weil einer Uniform trägt. Und freundlich. Ich beschließe, der Sache noch einmal nachzugehen. Dem Schaffner gebe ich indes gedanklich sechsjährig recht. Ein Blickpunkt ist´s!

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Thanx to Sash Lewis.