Juli 27th, 2012
Sie führt jeden Tag ihren Hund aus.
Sie spricht zu ihm.
Spricht zu ihm wie zu einem Menschen.
Wie zu ihrem Mann von Zeit zu Zeit.
Eine liebe alte Frau.
Manche Tage sieht sie besorgt aus.
Dann wieder gelöst und guter Dinge.
Erzählt alles ihrem Hund.
All ihren Kummer.
All ihre Freude.
Eine zierliche Gestalt.
Mit dünner Stimme.
Gebückter Gang, wenn ihre Stimmung gedrückt.
Offen und aufrecht, wenn frei.
Frei.
Frei wirkt sie so viel jugendlicher, fast kindlich.
Ihr Hund wird dann zum Spielgefährten.
Sie springt. Sie singt. Sie lacht.
In Gedanken so frei.
Frei.
Möchte sie am liebsten jeden Tag daran erinnern.
Sie aufrichten.
Ihr sagen, wie gut ihr die Unbeschwertheit zu Gesicht steht.
Wie willkommen ihr Lachen ist. Ja einladend. Gar ansteckend.
Und ihr danken.
Nur weiß ich nicht, ob sie mich versteht.
Gerade heute. So versunken wie sie ist. Nahezu abwesend.
Die Worte, die sie spricht: wirr.
Ihr Hund: müde und duldsam. Trägt Teile ihrer Last.
Es schmerzt, sie so zu sehen.
Als ich an ihr vorbei gehe, hält sie einen Moment inne.
Schaut mich an und lächelt sanft in ihrer Abwesenheit.
Ich lächele zurück, wenngleich sie meine Dankbarkeit heute nicht erreicht.
Ich hoffe auf morgen.
Morgen. Liebe alte Frau mit Hund.