Petrachtungen

Lebensgefühle

Juni 4th, 2010

Jetzt ist das ja so – vom alljährlichen Wave Gothic Treffen haben die Menschen die unterschiedlichsten Vorstellungen, insbesondere von den Besuchern. „Sie sind jetzt aber kein echter Gruftie.“ stellte der Taxifahrer vermeintlich fest, als er mich vor dem Regen retten durfte. „Das sei wohl eine Definitionssache.“ entgegnete ich. Gleichsam brachte mich seine Beobachtung dazu, intensiver über die Frage nachzudenken. Was ist denn ein echter Gruftie? Ist der Begriff vielleicht überholt, wenn die mit ihm geweckten Assoziationen überholt scheinen?
Schwarze Kleidung, weiß geschminkte Haut, wild toupierte Haare machen jemanden genauso wenig zu einem Gruftie wie ein Prinzessinnen-Kleid oder die Lack- und Lederkombination. Auch avanciert der Melancholiker nicht automatisch zum Gruftie oder der an Kunst interessierte Friedhofsgänger. Der Extrovertierte, ebenso der Introvertierte – nicht zwangsweise Grufties. Ich könnte die Liste endlos fortschreiben. Die Erkenntnis bleibt dieselbe: Ob du ein Gruftie sein möchtest oder nicht, entscheidest du selbst, niemand sonst. Auch wenn du eine andere Bezeichnung für dich als zutreffender empfindest, ist das legitim. Am Ende kommt es darauf an, was du fühlst, weniger darauf, wie du es benennst.

Welches Lebensgefühl vertrittst du? Welche Philosophie? Du musst jetzt nicht antworten, auch nicht darüber nachdenken. Ist ja nicht jedermanns Sache – völlig in Ordnung. Nun meine Sache ist es wiederum schon irgendwie. Vor allem das Ding mit dem Lebensgefühl, wobei man bei mir auch eher die Überschrift „Lebensgefühle“ wählen kann. Denn eben diesen gebe ich mich allzu gern hin. Tauche ein in entsprechende Welten. Musik berührt meine Seele, intensiviert jede Art von Gefühl. Bedachte Worte berühren meinen Geist, fühlen sich inspirierend an. Wahrhaftige Texte vermögen beides, berühren Seele und Geist. Kurzweilige, wie auch tiefsinnige Gespräche ebenso. Mit dem sich Hingeben stellt sich ein erfülltes Gefühl ein. Und je tiefer du eintauchst, umso nachhaltiger dieses Gefühl.

Jetzt wirst du dich vielleicht fragen, was das alles mit der Definitionsfrage eines „echten Grufties“ zu tun hat. Zurecht. Denn die beschriebenen Lebensgefühle müssen nicht auf die eines Grufties zutreffen. Aber sie können. Wahrscheinlich ist die Musik ein wenig dunkler, vielschichtig auch. Womöglich schwingt ein höheres Maß Sehnsüchtigkeit mit. Vielleicht ist auch der Humor ein schwarzer. Es gibt bei der Frage kein richtig oder falsch. Alles ist so wunderbar facettenreich. Die Menschen sind es. Grufties auch.

(Insofern gibt es bei der Frage allerhöchstens ein dunkel und dunkler …)

24-5-10/3-6-10, anlässlich des alljährlichen WGT´s
(u. a. inspiriert durch die sehr nachhaltigen Worte Christian von Asters zum Thema „Wahrhaftigkeit“, danke dafür!)

Keine Kommentare mehr möglich

Thanx to Sash Lewis.