März 31st, 2010
Jetzt ist das ja so – sich Zeit für sein selbst nehmen, ist für den einen selbstverständlich, für den anderen womöglich eine Sache, die es neu zu lernen gilt. Nehmen wir an, der andere bin ich. Und nehmen wir weiter an, gewisse Grundlagen sind da. Also jetzt keine völlig neue Sache – mehr so verlernt das mit dem Zeit nehmen und sich das wert sein. Dinge tun, die einem gut tun. Bewusst. Selbstbestimmt.
Ich habe die Sache ausprobiert. Seit mehreren Tagen versucht. Es wird mit jedem besser.
Aktuell genieße ich einen Milchkaffee in der Koralle – ein kleines, fast übersehbares Café in der Dresdner Neustadt. Ein Tipp unter Freunden. Als ich dann heute die Rothenburger Straße entlang lief, kam es mir wieder in den Sinn. Ich bin froh darum. Die Koralle hat einen ganz eigenen Charme. Liegt es an den Stehtischen aus Holz? An den Mosaiksteinchen an der Wand? Den lederbezogenen Barhockern? Liegt es an den entspannten Betreibern? Der Musik? Oder ist es der wirklich leckere Kaffee? Womöglich macht alles zusammen diesen Charme aus. Ein bisschen nostalgisch. Bewusst genieße ich und liebäugle mit den selbst gebackenen Keksen, die in einem Glasgefäß auf dem Tresen stehen.
Die Bedienung hat so einen netten Kurzhaarschnitt, wie ihn die selbstbewussten und -bestimmten Mädels in Berlin Kreuzberg tragen. Ja, ich denke, die Koralle würde auch irgendwie dorthin passen. Das ist überhaupt das Schöne. Menschen wie hier kannst du in jeder größeren Stadt antreffen – wenn du nur genau hinschaust: individuell, hungrig nach Leben, neugierig, entspannt, fähig zu genießen und vor allem eines – sich selbst einiges wert. Insofern bin ich in der Koralle für mein Vorhaben, das Zeitding zu verinnerlichen, genau richtig, denn ich kann von den Menschen hier lernen. Wie wunderbar.
Café Koralle, 31-3-10