März 25th, 2010
Jetzt ist das ja so – was tief drinnen mit einem los ist, hinterfragt man recht selten. Warum auch? Warum aber auch nicht? Ist es vielleicht eine gewisse Angst, Dinge zu entdecken – Dinge, die man erfolgreich vergraben hat? Sicher ist das bei jedem ein wenig anders. Bemerkenswert erscheint mir der Prozess, wenn du dir die Frage nach dem Drinnen dann eben doch einmal stellst. Wie lange dauert es, bis Dinge oder konkret Gefühle zu Tage treten? Und was genau ist es, das den Prozess in Gang setzt? Geht das einfach so? Braucht es eine bestimmte Atmosphäre? Ein bestimmtes Ereignis?
Nein. Ja. Ja. Und was die Frage angeht, wie lange es dauert – länger.
Es mag absurd klingen, aber für den Blick nach innen ist es wichtig, Abstand zu gewinnen. Sonst kommt man zu keiner wirklichen Erkenntnis. Den Abstand verschaffe ich mir gerade. Seit ein paar Tagen gehe ich nicht zur Arbeit. Normalerweise gelingt es mir recht schnell, zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Nur ist aktuell nichts normal. Ich kann mich über nichts unbeschwert freuen. Was gäbe ich darum, dass mir jemand diesen grauen Schleier nimmt, aus getrübten Bildern wieder klare werden. Während ich das schreibe, spüre ich, wie ich meinem Inneren kurzzeitig nahe komme. Es fühlt sich an wie ein Stich. Tränen schießen mir in die Augen. Schnell versuche ich mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Denn ich sitze in einem Café, bin nicht allein. Eigentlich hatte ich vor, in mein Lieblingscafé zu gehen – das Clara – der vertrauten Atmosphäre wegen. Doch es war wegen Baumaßnahmen geschlossen. Atmosphäre jetzt trotzdem da. Nur vertraut eben nicht. Das Außen spiegelt in Ansätzen insofern mein Innen wider: die Vertrautheit fehlt, Baumaßnahmen notwendig. Das ist los. Leider. Und ich weiß nicht, warum.
Fremdes Café, 25-3-10
Schöne Zeilen, traurig dazwischen. Ich glaube, dass jeder Mensch, der sein Leben nicht nur lebt und erträgt, sondern eben auch hinterfragt, irgendwann zwangsläufig oben umschriebene Gefühle erfährt. Es gehört sozusagen dazu. Wichtig ist nur, dass man sie trotz allem zu geniessen versucht, als Teil des Ganzen versteht und sich davon nicht benutzen lässt.
Schau mal: ich beispielsweise hatte bis vor kurzem ein paar wirklich wunderbare Tage in einer ganz anderen Welt. Dementsprechend fiel mir dann die Landung in der Realität (im Alltag) unglaublich schwer. Ich war ähnlich wie du deprimiert und melancholisch. Widererwarten aber lege ich dann heute die Welt schon wieder viel günstig für mich aus. Alles ist bunt, riecht gut und bereitet eine unsinnige, nee… unbändige Freude. Ich könnte Bäume stehlen und Pferde ausreißen, so gut geht es mir.
Weißt du, diese Phasen von Glück und Unglück lösen sich so zuverlässig ab, dass es in der Tiefe der Nacht oft beruhigend ist, an den nächsten Endorphinschub zu denken, genauso wie es irritierend ist, wenn man im größten Thrill daran denkt, dass er bald zuende sein wird. Im Grunde ist das alles hervorragend gelöst. Man muss sich dem nur immer wieder bewusst werden. Vielleicht hilft dir das ein klein wenig.
Danke für die einfühlsamen Worte! Die Perspektive gefällt mir!