Petrachtungen

Als sie jünger waren

März 1st, 2013

Jetzt ist das ja so – fällt mir auf, wie die Menschen böse werden können. Mit der Zeit. Verbittert. Freudlos. Vergessen sie? Haben sie sich nie gefreut? Wofür leben sie?

Ich kann nicht sagen, dass die Frau sich nie gefreut haben soll. Auch nicht glauben. Weil ihr Mann ein bisschen das Gegenteil zu ihrer Nicht-Anteilnahme. An ihr interessiert, an ihrer Meinung, ihrem Empfinden. Versehentlich stößt er sie an. Die Tasche fällt ihr aus der Hand. Ihm tut es leid. Sie sagt kein Wort. Gibt ihm stumm die andere Tasche, um die heruntergefallene sauber zu machen. Nimmt alles wieder an sich. Nur den Anteil nimmt sie nicht. Kein Gespräch. Kein beruhigendes Wort . Kein Lächeln. Keine Geste. Kein. Kein. Kein. Und doch liebt sie der Mann. Vielleicht erinnert er, was sie vergessen: ihre Freude, ihren Humor, ihr Lächeln, ihre Wärme, ihre Ungezwungenheit, ihren Anteil. Am gemeinsamen Leben. Das Wofür sie leben.

Lass uns bitte sein wie der Mann. Niemals werden wie die Frau. Und lass uns rückblickend feststellen, dass wir nie aufgehört haben, uns wahrzunehmen.

Akkordeon-Spieler, spiel!

November 24th, 2012

Er ist ein besonderer Akkordeon-Spieler.
Einer, der sich wahrlich der Musik verschrieben hat.
Also nicht die Sorte, die du vielleicht das eine oder andere Mal erlebst
und den Funken nicht spürst.

Dieser Akkordeon-Spieler ist anders.
Lässt dich nicht gehen ohne den Funken.
Ohne die Magie.
Ohne die andere Welt, die andere Zeit.

Er spielt dich jeden Samstag dorthin.
Das ist seine Haltestelle.
Wohlwissend darum weiß ich, dass ich unbedingt die Straßenbahn verpassen will.
Um einfach zu fühlen…

Dann ergreift mich jede einzelne Note.
Entführt mich. Weit, weit …
In die andere Welt, die andere Zeit.
Und ich bin nicht allein.

Kinderaugen fixieren den Akkordeon-Spieler.
Er lädt sie aufmunternd ein:
„Tanzt. Lacht. Wiegt euch im Zauber der Musik.
Fühlt. Fühlt mit mir. Mit ihr.“

Ein Leichtes für sie, weil offen und damit so viel mutiger als die Großen.
Nur zu oft heißt es, Offenheit macht angreifbar.
Nein. Nein. Nein. Und wenn … wie kannst du ohne Offenheit Erfüllung finden?
Die Kleinen wissen, was die Großen gern vergessen.

Der Akkordeon-Spieler weiß es auch.
Darum der Funke. Die Magie.
Und die Entführung ins Gestern.
Als du noch mehr Kind gewesen.

Erinnerst du dich?
Ich wünsche es dir.

Erinnerungen. Erkenntnis.

Oktober 3rd, 2012

Bist Frau.
Bist Mutter.
Bist du selbst.

Jeder hat eine Perspektive.
Richtet den Blick auf dich.
Sieht dich.

Viele Sichten unwesentlich.
Nur eine nicht.
Die auf dich selbst.
Siehst du dich?

Lehn´ dich ein bisschen zurück.
Der Abstand tut deinem Blickwinkel gut.
Lässt Augen fühlen.
Lässt Herz sehen.

Erinnerungen. Erkenntnis.
Trägst so viel davon in dir.

Ob als Frau.
Als Mutter.
Ob als du selbst.

– für die Mama –

Liebe alte Frau mit Hund

Juli 27th, 2012

Sie führt jeden Tag ihren Hund aus.
Sie spricht zu ihm.
Spricht zu ihm wie zu einem Menschen.
Wie zu ihrem Mann von Zeit zu Zeit.
Eine liebe alte Frau.

Manche Tage sieht sie besorgt aus.
Dann wieder gelöst und guter Dinge.
Erzählt alles ihrem Hund.
All ihren Kummer.
All ihre Freude.

Eine zierliche Gestalt.
Mit dünner Stimme.
Gebückter Gang, wenn ihre Stimmung gedrückt.
Offen und aufrecht, wenn frei.
Frei.

Frei wirkt sie so viel jugendlicher, fast kindlich.
Ihr Hund wird dann zum Spielgefährten.
Sie springt. Sie singt. Sie lacht.
In Gedanken so frei.
Frei.

Möchte sie am liebsten jeden Tag daran erinnern.
Sie aufrichten.
Ihr sagen, wie gut ihr die Unbeschwertheit zu Gesicht steht.
Wie willkommen ihr Lachen ist. Ja einladend. Gar ansteckend.
Und ihr danken.

Nur weiß ich nicht, ob sie mich versteht.
Gerade heute. So versunken wie sie ist. Nahezu abwesend.
Die Worte, die sie spricht: wirr.
Ihr Hund: müde und duldsam. Trägt Teile ihrer Last.
Es schmerzt, sie so zu sehen.

Als ich an ihr vorbei gehe, hält sie einen Moment inne.
Schaut mich an und lächelt sanft in ihrer Abwesenheit.
Ich lächele zurück, wenngleich sie meine Dankbarkeit heute nicht erreicht.
Ich hoffe auf morgen.
Morgen. Liebe alte Frau mit Hund.

die Magie zwischen deinen Zeilen

Mai 19th, 2012

wann bist du Teil dieser Welt geworden?
wem darf ich dankbar sein?

wer hat dich berührt?
wer geprägt?

wer teilte deine Gedanken?
wer hat sie weitergetragen?

wer atmete deinen Geist?
verstand deine Melodie?
wurde mit dir eins?
wer?

wirst du mir alles verraten?
dich mir mitteilen?
und wird, was meine Augen lesen, mein Herz verstehen?

die Magie zwischen deinen Zeilen erlaubt nur eine Antwort:
JA!

Thanx to Sash Lewis.