Petrachtungen

Wiedersehen mit Anna und Inga

März 6th, 2015

Heute habe ich Anna und Inga wiedergesehen! Genauso herzlich und ausgelassen sind sie miteinander gewesen. Haben mir einen Moment Unbeschwertheit geschenkt. Wie sie da mit ihren Schatten spielten. Die Sonne im Haar. Lachen in ihren Stimmen. Hell und strahlend. Ein perfektes Bild, das selbst der Mann nicht stören will. Im Vorübergehen springt er gekonnt über ihre Schatten, als ob es seiner wäre und fühlt sich freier als sonst. Ihnen ist es recht. Ein bisschen berührt sind sie auch und wenden sich schnell einem neuen Spiel zu. Anna und Inga tanzen die Straße entlang. Und mit ihnen ihr helles Lachen.

Last ohne Grund

November 12th, 2014

„Jetzt bin ich nicht mehr die, die ich war. Und du bist nicht mehr die, die ich gut kannte.“

„Mag sein. Wir bleiben nicht stehen. Aber unser Wesen ist noch immer da und wird immer da sein.“

„Ich wünsche dir mit all meinem Herz, dass du glücklich bist und auch in Zukunft sein wirst. Nur glauben kann ich es nicht. Bist du böse auf mich, wenn ich so sage … so denke?“

„Nein, bin ich nicht. Niemals werde ich dir böse sein. Ich kann dir nur immer wieder erzählen, wie es mir geht. Dass ich meinem Herzen folge und sich das richtig anfühlt. Ich bin glücklich, Oma.“

Wenig später legen wir auf. Es bleibt das Nicht-Gesagte.

„Wenn ich dir nur die Last nehmen könnte, die du da trägst. Sie hat keinen Grund da zu sein.“

„Du magst Recht haben, Kind.“

Kalt und hässlich

August 17th, 2014

Ich bin doch immer wieder auf´s Neue überrascht, wie viel Unsinniges den Menschen einfällt, um unwichtigen Dingen den Anstrich von Überlebensnotwendigkeit zu verpassen. Warum zum Beispiel erfährt künstliche Schönheit so viel Aufmerksamkeit? Warum muss überall eingegriffen werden? Warum widmen sich die Menschen in einer verwöhnten Gesellschaft Idealen, die vom eigentlichen Schönen ablenken? Wie hässlich!
Es könnte mir alles egal sein. Ganz richtig. Und doch macht es mich wütend. Denn all das wird nicht nur gelebt, sondern vorgelebt. Das Flache, das Ignorante, das oberflächliche Selbstverliebte. Den Kindern wird gezeigt, dass es völlig in Ordnung wenn nicht gar die Maßgabe sei, Geld in Größenordnungen zu investieren, weil oje oje die Falten oder oje oje das Fett. Noch einmal: wie hässlich!
Zum Glück darf man aber noch hoffen. Denn es gibt auch die anderen Menschen, die vorleben mitzufühlen, von Herzen zu leben, wertzuschätzen, Tiefe im Innen, nicht in der Hülle außen zu suchen. Lenke darauf meinen Blick und mein Herz. Und mahne mich selbst zur Vorsicht vor der tatsächlichen Hässlichkeit der Menschen: der Kälte.

Traumtagebucheintrag

Juni 8th, 2014

Träume sind wirres Zeug. Erst wieder erlebt. Statt blutender Augen jetzt schäumender Mund. Glaube, es hat keiner bemerkt. Auch nicht Geoff Berner und die Kollegen von Simple Minds, die sich in meinem Traum als Simply Red vorstellten. Hab sie freundlich begrüßt und ihnen bescheinigt, wie verdammt gut sie aus meiner Perspektive aussahen. Sie hätten keine Ahnung. Und richtig, ich werde nun Peter suchen, der wiederum an Tom Waits erinnerte, auch wenn ich ihn gar nicht fand. Irre also umher in meinem Traum und mit all dem Schaum im Mund. Mit mir das Gefühl, das müsse doch irgendwohin. Ich weiß nicht, wie ich es gelöst habe. Beim Wachwerden war jedenfalls alles bestens. In Ordnung, in Ordnung. Träume sind wirres Zeug.

Traurige Augen können bluten

April 10th, 2014

Gestern habe ich die traurigsten Augen gesehen. Mädchenaugen. 11 Jahre alt. Saß mir gegenüber, fünf Haltestellen lang. Bis sie ausstieg. Doch erst als die Bahn wieder anfuhr, traf mich ihre Traurigkeit. Solch ein kurzer Moment. Sanft und intensiv. Sie schien einsam, abwesend, suchend, verloren. Meine eigene Schwermut schien sich in ihren Augen zu spiegeln. Ich fühlte mich unsagbar müde.

Mit der Schwermut dann die Träume: Sturm. Es hagelt. Noch bin ich von einer dünnen Schicht geschützt. Diese verdammte Unruhe. Ungleich später die Wellen. Hoch, mächtig und ganz nah. Ich greife eine Hand. Lasse wieder los. Die Hand ist mir nicht vertraut. Also weiter. Es ist doch nicht mehr weit. Es ist doch nicht mehr lang.

Gestern war es und ich habe die traurigsten Augen gesehen. Bis in meine Träume hinein. Dann waren es meine Augen. Mit tiefdunklen Schatten. Tieftraurige Augen. Sie bluteten.

Thanx to Sash Lewis.