Was wir gewinnen

Mai 1st, 2018

In meinem Traum ging ich Seite an Seite mit meinen Großeltern. Wir sahen all die Vögel in ihrer Pracht – bunt, besonders. Und du Opa sagtest: „Sie brauchen Musik!“ Denn die Vögel wirkten nervös, aufgebracht irgendwie. Wir gingen weiter, hielten einander. Bunte Federn überall. Du berührtest einen der Grün-Pink-Fedrigen. Sanft. Dennoch Empörung in seinem Sein. Wir nahmen also Abstand, entfernten uns diskret. Ließen alles hinter uns.

Dann fanden wir uns in einem dieser Mini-Läden mit allem wieder. In Omas Tasche verschwand etwas. Ich konnte nicht erkennen, was es war. Noch dachte ich, das passt gar nicht zu ihr, als sie zur Kasse ging und das etwas zum Bezahlen auf den Tresen legte. Ein Lotterielos, Opa! Sie wollte, dass du das für mich kaufst. Was du auch tatest. Und als wir gerade im Begriff waren herauszufinden, was wir gewinnen, bin ich aufgewacht. Oma und du ganz nah bei mir.

Die bunten Vögel flogen sich frei.
In der Ferne: Musik.

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Du erinnerst mich an Zirkus, Karolina!

November 19th, 2017

Weißt du noch, unsere erste Begegnung? Das war auf der Brücke – dem Blauen Wunder. Selbstbewusst bist du auf deinem Kinderfahrrad vornweg gefahren. Deine Mama in stolzem Abstand hinter dir. Und ich dachte noch: „Alle Achtung. Wäre ich früher nur auch so mutig gewesen.“

Als ob dein Rad ein Einrad. Und du eine kleine Artistin. Dazu dein wacher Blick. Ich glaube, du malst gern. Inzwischen treffen wir fast täglich aufeinander. Wir drei zwinkern uns dann jedes Mal kurz zu und die Welt fühlt sich augenblicklich leicht an.

Heute nun muss dein Rad ein Zirkuspferd gewesen sein. Ich hätte dich das gern gefragt. Doch Artisten darf man bei ihrem Auftritt nicht stören. Das macht man einfach nicht und das verstehe ich.

Du erinnerst mich an Zirkus, Karolina! Für dich ist die Manege frei. 

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Was Musik vermag

August 26th, 2017

Wenn die Musik mich bewegt
In eine Richtung, die ich vorher nicht gekannt
Wenn die Musik mich treibt
An einen anderen Ort bringt

Wenn sie über mein Fühlen bestimmt
Wenn sie es still tut
Wenn sie es laut tut
Wenn ich sie weiter höre
Nachdem sie längst verstummt

Dann
Bin ich bei mir

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Abgewiesen

August 26th, 2017

SIE breitet erwartungsvoll ihre Arme aus.
Doch ER mag nicht länger empfangen werden.

SIE senkt Arme.
Senkt Blick.
Vergräbt die Hände in ihren Taschen.
Ebenso ihr Selbst.
Für immer.

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Leer ohne dich, Astrid

Januar 14th, 2017

Im Park vor Astrid Lindgren´s Haus. Gar nicht so lange her, dass ich hier das kleine Mädchen traf. Keine Annika. Das hätte nicht gepasst. Zu brav und vernünftig für Astrid´s Park. Sie wäre ja nicht auf die Idee gekommen, auf den Baum klettern zu wollen. Den mächtigsten. Zu mächtig. Also versprach das kleine Mädchen sich und dem Baum wiederzukommen. Seitdem halte ich Ausschau nach ihr.

Heute war kein Mädchen da. Kurzer Blick zu Astrid´s Fenster. Leer.

Leer ohne dich, Astrid. Deine Sicht auf die Welt fehlt. Deine unbegrenzte Fantasie. Deine Warmherzigkeit. Dein Rat. Denn kannst du das glauben, Astrid? Die Welt ist wieder wahnsinnig geworden. Wir erleben heute ähnliche menschliche Abgründe wie zuletzt in den 30er und 40er Jahren. Damals hast du die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und verzweifelt gesagt: „Die Menschheit hat den Verstand verloren.“ Kaum zu begreifen, wie gefährlich dumm die Menschen sein können.

Aber Astrid, es gibt auch Hoffnung. Viele Menschen schauen nicht einfach zu. Viele Menschen stellen sich gegen den Hass, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen den rechten Mist. Viele Menschen wissen, dass man auf die Nationalität nichts geben braucht, weil sie ja nichts darüber sagt, ob man ein guter oder schlechter Mensch ist. Viele Menschen haben das nicht vergessen und sind nicht träge geworden. Auf viele Menschen wärst du bestimmt stolz. Bestimmt wärst du das.

Ist das Mädchen inzwischen zurück, Astrid? Zeigst du ihr, wie man auf mächtige Bäume klettert? „Steht etwa in Moses´ Gesetz geschrieben, dass es alten Weibern verboten ist, auf Bäume zu klettern?“ Wirst du das noch einmal sagen?

Leer ohne dich, Astrid.

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